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Okt 29, 2025

Retrofit - Europas unterschätzte Superkraft

Benjamin Friedrich

Gebrauchte Maschinen schreiben keine Heldenlieder. Sie laufen einfach – Tag für Tag. Europa verdankt ihnen Stabilität, Versorgung und Wohlstand. Doch hinter jedem Dröhnen der Pressen und Surren der Pumpen verbirgt sich eine stille Schwäche: Ihr Schweigen.
80 % unserer Infrastruktur arbeitet im Schatten der Digitalisierung – zuverlässig, aber blind.


Integratoren im Maschinenraum – Damit kämpft die Branche wirklich

Digitalisierung ist für Integratoren längst Alltag, aber einer mit vielen Fallstricken. Im Projektgeschäft fehlt die Skalierbarkeit: Jedes Kundenmandat startet bei Null, Altanlagen sprechen unterschiedliche Sprachen, Hardwareschnittstellen sind Flickwerk. Margendruck ist das tägliche Brot, weil reine Hardware keine Gewinne mehr bringt und der Wettbewerb über Preis statt Qualität läuft.
Hinzu kommt der Fachkräftemangel – die besten Köpfe entwickeln immer wieder ähnliche Lösungen, statt wertvolle Standardmodule zu schaffen. Viele Integratoren sind getrieben vom Wunsch nach mehr Service, weniger Krisenmodus und planbaren Erlösen.


Herausforderungen – Digitalisierung im Brownfield ist kein Selbstläufer

Wer in Bestandsanlagen geht, weiß: Die technische Vielfalt ist gigantisch. Jedes zweite Projekt verlangt neue Schnittstellentechnik, Altanlagen lassen sich nur mühsam digital anschließen. Systeme sprechen nicht dieselbe Sprache – von serieller RS232 bis zu modernen Busprotokollen ist alles vertreten. Gerade in KRITIS-Bereichen begegnen Integratoren zudem regulatorischen Tücken und komplexen Sicherheitsanforderungen.
Ohne vorgefertigte Regelwerke, offene Schnittstellen und automatisierte Auditlogs wird jedes Projekt zur Einzellösung.

Wir könnten uns abfinden, alles lassen wie es ist – oder Milliarden in Neubauten versenken. Doch wer Europas industrielle DNA kennt, weiß: Der wahre Fortschritt beginnt da, wo alte Substanz auf frische Intelligenz trifft. Das Zauberwort: Retrofit.


Beobachten nervt – Handeln zählt

Industrie 4.0 erzählt gern von futuristischen Fabriken und künstlicher Intelligenz. Die Realität? Ein Verzahnen von Alt und Neu, von Analog und Digital, von Stahl und Code.
Die meisten Anlagen verfügen über keine Datenschnittstelle. Dashboards zeigen maximal Temperaturen und Laufzeiten – aber sie verändern nichts.
Beobachten ersetzt kein Handeln. Draußen wird nicht optimiert, sondern improvisiert.

Retrofit ändert das Spiel:
Ein Sensor misst nicht nur – er schlägt Alarm, triggert Wartung, startet Notbetrieb oder drosselt Energie – im laufenden Betrieb.
Ein Gateway schärft den Blick für den Zustand ganzer Netze, steuert dezentral Pumpen, Heizungen, Kälteanlagen, Notstromaggregate.
Plötzlich kostet Kontrolle nur noch ein paar Hundert Euro, statt Millionen.


Lösungen mitten aus dem Leben

  • Bornemann Gewindetechnik – IoT-Retrofit für Präzisionsmaschinen
    Bornemann ist ein klassischer deutscher Mittelständler, spezialisiert auf Gewindespindeln und Präzisionsfertigung. Statt in neue Maschinenparks zu investieren, entschied sich das Unternehmen für ein Retrofit seiner bestehenden Fräsmaschinen – teils über 25 Jahre alt.
    Gemeinsam mit einem IoT-Integrator wurden Vibrations-, Strom- und Temperatursensoren installiert, die jede Maschine mit einem Edge-Gateway verbinden. Dieses erfasst Daten in Echtzeit, erkennt Abweichungen und leitet sie in eine Cloudplattform weiter.
    Auf Basis der gewonnenen Daten entwickelte Bornemann eigene Wartungsindikatoren: Steigt die Schwingung über einen definierten Grenzwert, wird ein Wartungsauftrag ausgelöst.
    In den ersten sechs Monaten sank die Zahl der ungeplanten Stillstände um fast 40 %, die Produktionsleistung stieg um 8 %. Heute ist das Retrofit-System in die Produktionsplanung integriert – jede Maschine liefert ihren Gesundheitsstatus direkt an die Disposition.

  • MAN Energy Solutions – Digitale Nachrüstung von Großverdichtern
    MAN Energy Solutions in Oberhausen modernisierte jahrzehntealte Industrieverdichter in Kraftwerksanlagen, ohne sie zu ersetzen. Diese tonnenschweren Aggregate sind das Herzstück vieler Energie- und Chemieprozesse – ein Ausfall kostet Millionen.
    Durch die Integration von Schwingungs-, Druck- und Ölsensorik sowie intelligenten Steuerboxen wurden die Verdichter in die hauseigene „Turbomachinery IoT Suite“ eingebunden.
    KI-Modelle analysieren jede Sekunde Betriebsdaten und vergleichen sie mit historischen Mustern. Frühwarnungen erscheinen automatisch im Leitstand, noch bevor ein Schaden messbar ist.
    Ergebnis: 40 % weniger ungeplante Stillstände, 25 % geringere Wartungskosten. Zusätzlich erlaubt das System Fernwartung über sichere VPN-Verbindungen – Techniker können in Echtzeit eingreifen.
    MAN nutzt das Retrofit heute als Vorlage für internationale Dekarbonisierungsprojekte.

  • Stadtwerke Augsburg – Smarte Wasserwirtschaft durch digitale Nachrüstung
    Die Stadtwerke Augsburg betreiben ein weit verzweigtes Netz aus Pumpwerken, Brunnen und Aufbereitungsanlagen – viele stammen noch aus den 1970er Jahren. Anstatt Millionen in Neubauten zu investieren, entschied sich der Versorger für eine schrittweise Digitalisierung per Retrofit.
    Alte Steuerungen wurden mit IoT-Gateways nachgerüstet, Druck-, Füllstands- und Stromsensoren liefern Daten an eine Cloudplattform von Siemens.
    Diese erkennt Leckagen, ineffiziente Laufzeiten und anormale Energieverbräuche automatisch. Bei Starkregen reagiert das System eigenständig, öffnet Entlastungsschächte und gleicht Drücke zwischen Pumpstationen aus.
    Ergebnis: 15 % weniger Energieverbrauch, 20 % geringerer Wartungsaufwand und eine vollautomatisierte Dokumentation gemäß Wasserhaushaltsgesetz und BSI-Richtlinien.
    Augsburg gilt damit als Vorreiter unter deutschen Kommunen, wie man bestehende Infrastruktur ins digitale Zeitalter überführt – ohne sie zu ersetzen.


Jede Branche, jede Lösung, ein Muster: Die Digitalisierung wird nicht gebaut – sie wird angeschlossen.


Die neue Logik – Retrofit-Plattformen, die wirklich skalieren

Wer heute Retrofit zu Ende denkt, setzt auf mehr als Insellösungen. Zentral ist eine Plattform, die verschiedene technische Anlagen miteinander verbindet, retrofitfähig und modular bleibt – unabhängig vom Alter der Systeme und frei von proprietären Grenzen.

Worauf kommt es an?

  • Herstellerunabhängige Anbindung: Maschinen, Pumpen oder Infrastruktur werden flexibel und ohne Projektmarathon integriert.

  • Plug-and-Play-Schnittstellen: Standardprotokolle (z. B. Modbus, OPC UA, MQTT) ersetzen Sonderprogrammierungen – Integration wird zum Kinderspiel.

  • No-Code-Steuerlogik: Ingenieure definieren Regelwerke per Drag-and-Drop, ohne Entwickler im Rücken.

  • Security und Compliance sind automatisiert mitgedacht: Verschlüsselte Übertragung, Rechteverwaltung und auditierbare Logs sorgen für regulatorische Sicherheit – in Energie, KRITIS oder Franchise-Netzen.

Wer langfristige Skalierbarkeit will, setzt auf Plattformmodelle, bei denen einmal entwickelte Templates und Automatisierungsmodule beliebig wiederverwendet werden können.
Integratoren und Betreiber schaffen so planbare Erlöse, Serviceprodukte (White-Label, SaaS, OEM) und neue Märkte – ohne den Flaschenhals des Einzelprojekts.

Kurzum: Die Zukunft der Bestandsdigitalisierung gehört flexiblen, aktiven Retrofit-Plattformen – als Fundament für Unabhängigkeit und Wachstum.
Diesen Ansatz verfolgt VION als offene, skalierbare und branchenoffene Plattform.


Fazit – Zukunft anschließen statt Zukunft bauen

Retrofit ist kein Kompromiss, sondern Europas Superkraft.
Effizienz, Betriebssicherheit, neue Geschäftsmodelle entstehen dort, wo analoges Erbe auf digitale Steuerbarkeit trifft.
Der Wert entsteht, wo Digitalisierung nicht isoliert bleibt, sondern zur gemeinsamen, aktiv steuerbaren Plattform wird.
Die Zukunft beginnt nicht mit dem großen Schalter – sondern mit kleinen, klugen Anschlüssen, die aus dem Bestand das Beste holen.

 

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Benjamin Friedrich

Benjamin Friedrich ist Geschäftsführer von VION. Er entwickelt Strategien für digitale Infrastruktur, Energieeffizienz und Automatisierung. Sein Fokus liegt auf Plattformlogik und der Frage, wie Technologie die Wettbewerbsfähigkeit und Entwicklung europäischer Märkte stärkt.

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